Der Guyana Delfin (Sotalia guianensis) gehört zu den kleineren Delphinarten und lebt ausschließlich in Südamerika entlang eines schmalen Küstenstreifens von Honduras bis Brasilien. Aufgrund der küstennahen Verbreitung ist diese Art durch menschliche Aktivitäten stark beeinträchtigt. In Venezuela sind die Hauptverbreitungsgebiete der Orinoco-Fluss und der Maracaibo-See. Die Weltnaturschutzunion IUCN Rote Liste stuft den Sotalia Delfin als potenziell gefährdet (NT) ein. Auf regionaler Ebene wird die Art jedoch als gefährdet eingestuft. Durch den Anstieg der Fischereiaktivität entlang des gesamten Verbreitungsgebietes und durch Lebensraumzerstörung ist zu befürchten, dass in Zukunft lokale Populationen Gefahr laufen ganz zu verschwinden. Fehlende Überwachung und Kontrolle hat die Situation für diese Delfin Populationen dramatisch verschlechtert.
Mehrere genetische und morphologische Studien deuten darauf hin, dass die Guyana Delfin Population aus dem Maracaibo-See aufgrund der Unterschiede zum Rest der Population als eine eigenständige Managementeinheit betrachtet werden muss. Der Maracaibo-See hat mit einer Opferzahl von 180 Individuen/Jahr die höchste Beifang-Rate für diese Art. Es ist die einzige Region in Venezuela, in der eine Delfinart für den menschlichen Verzehr ausgebeutet wird. Hinzu kommen regelmäßige Probleme an den Ölleitungen mit katastrophalen Folgen für die Umwelt. Pro Jahr kommt es zu ca. 15 Ölaustritten im Maracaibo See, was wiederum eine Kontamination mit Schwermetallen und anderen Giften zur Folge hat. Erste Studien haben bereits negative Auswirkungen auf Meeressäuger nachweisen können.
Obwohl auf globaler Ebene für den Sotalia Guyana Delfin Studien über die Populationsgröße, Verhalten und Biologie vorliegen, sind solche Erkenntnisse für die Population im Maracaibo unbekannt. Um das Ausmaß der Beifang-Problematik besser evaluieren zu können, ist ein Monitoring-Programm wichtig.
Bisherige Erfolge und Fortschritte
Dank PROYECTO SOTALIA und YAQU PACHA konnten seit 2016 verschiedene Studien im Maracaibo-See (13.000 km²) zur Biologie und Gefährdung des Guyana Delfins durchgeführt werden.
So werden zum Beispiel seit 2016 systematisch Daten über die Anzahl der durch die Fischerei getöteten Tiere erfasst und auch ein Verzehr durch die lokale Bevölkerung dokumentiert. Auf Basis dieser Zahlen kann die Sterblichkeitsrate besser definiert werden. Außerdem werden Gewebeproben toter Tiere untersucht, um eine mögliche Kontamination mit Quecksilber und Schwermetallen zu ermitteln. Diese Daten sind relevant, um den Gesundheitszustand dieser Delfin Population zu beurteilen, aber auch um die Gefahr für den Menschen darzulegen. Erste Zahlen deuten darauf hin, dass die Werte einiger schädlichen Substanzen besonders hoch sind, sodass ein Verzehr des Fleisches durch Menschen eine Gefahr für die Gesundheit darstellt. In Zusammenarbeit mit anderen NGOs wurde eine Kampagne gestartet, um Menschen vom Verzehr von Delfinfleisch zu warnen und somit Guyana Delfine zu schützen.
Ebenso wichtig ist die Bergung sogenannter Geisternetze, die immer wieder dafür sorgen, dass Tiere sich verfangen und anschließend sterben. Diese Arbeit wird in Kooperation mit verschiedenen anderen NGOs durchgeführt, einschließlich des Haiforschungszentrums CIT Venezuela.
Im Bereich Aufklärung und Bildung wurde mit der Unterstützung von YAQU PACHA ein Poster über die Auswirkung von Schwermetallen auf das Ökosystem des Maracaibo-Sees gestaltet und an Fischer und andere dort lebenden Menschen verteilt. Auch informative Poster wurden in den letzten Jahren fertig gestellt und verteilt. Der Besuch von Schulen ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der umweltpädagogischen Arbeit.
Anlässlich des Internationalen Tages der Flussdelfine hatten unsere Partner Proyecto Sotalia eine Informations Veranstaltung in Venezuela.
Viele Interessierte kamen zu dieser Veranstaltung und unsere Biologin Yurasi Briceño berichtete über die Arbeit am Schutz der Delfine und unsere Aktivitäten in Venezuela.
Ethnobiologie des Guyana-Delfins (Sotalia guianensis) und traditionelles Wissen von handwerklichen Fischern im Bundesstaat Espírito Santo, Südostbrasilien
Der Guyana-Delfin (Sotalia guianensis) ist ein Delfin, der durch den versehentlichen Fang in Stellnetzen bedroht ist, die in der handwerklichen Fischerei in der zentralen Küsten-Mesoregion von Espírito Santo (ES) im Südosten Brasiliens verwendet werden.
Für den Staat Brasilien gibt es nur wenige Informationen über diese Delfine. Der brasilianische Nationale Aktionsplan für den Schutz gefährdeter Wale und Delfine (PAN dos Cetáceos Marinhos) unterstreicht die dringende Notwendigkeit, Daten über traditionelles Wissen für die Espírito Santo Küste zu sammeln. Das Ziel dieser Studie besteht darin, mit dem Wissen der Fischer die Wechselwirkungen zwischen Sotalia Delfin und der handwerklichen Fischerei in den Gebieten, in denen sie vorkommen, für die Mesoregion der Zentralküste von Espírito Santo zu ermitteln. Außerdem sollen Aktionen zur Sensibilisierung für die Umwelt mit Kindern aus öffentlichen Schulen in Fischergemeinden durchgeführt werden.
Mit den gewonnenen Ergebnissen wird es möglich sein, die Nutzungsbereiche und die menschlichen Interaktionen mit der Art zu verstehen und die Ziele des PAN of Marine Cetaceans, der Dekade der Ozeane und des Ziels für nachhaltige Entwicklung Nr. 14 “Leben im Wasser” der Agenda 2030 zu erreichen. Dieser Teil des Projektes Sotalia Delfin wird in Zusammenarbeit mit unseren Partnern ECOLOGIA HUMANA DO OCEANO durchgeführt.
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