Ubatuba, Brasilien – Vom 8. bis 10. November veranstaltete die Alliance for the Franciscana Dolphin Conservation Research, Rescue and Rehabilitation (AFCR3) im Instituto Argonauta einen bahnbrechenden Workshop, um die Schutzbemühungen für den Franciscana-Delfin (Pontoporia blainvillei) voranzutreiben. Unter der Leitung von Dr. Jenny Meegan von der National Marine Mammal Foundation (NMMF), USA, und Dr. Aricia Benvenuto von der Universität São Paulo, Brasilien, kamen 24 Teilnehmer aus verschiedenen brasilianischen Institutionen zusammen, um sich mit grundlegenden Rehabilitationstechniken und standardisierten Nekropsieprotokollen zu befassen.
Der Workshop konzentrierte sich auf zwei kritische Bedürfnisse: die Rehabilitation gestrandeter Franciscana-Delfine, vom Neugeborenen bis zum ausgewachsenen Tier, und die Fähigkeit, standardisierte Nekropsien durchzuführen, um Bedrohungen und Todesursachen zu identifizieren. Das Training basierte auf wissenschaftlich fundierten Protokollen, die von der Allianz entwickelt wurden, einem Kooperationsnetzwerk von über 34 Tierärzten, Biologen, Ernährungswissenschaftlern und Zootechnikern aus Argentinien, Uruguay, Brasilien, den USA, Spanien und Deutschland.
Dringender Handlungsbedarf
Der Franciscana-Delfin wird auf der Roten Liste der bedrohten Arten der IUCN aufgrund weit verbreiteter Bedrohungen wie Beifang, Lebensraumverlust und Verschmutzung als gefährdet eingestuft. In Brasilien ist die Art jedoch noch stärker gefährdet und wird auf der nationalen Roten Liste des Landes als vom Aussterben bedroht (Critically Endangered, CR) geführt. Die hohe Zahl der Lebendstrandungen unterstreicht den dringenden Bedarf an qualifizierten Rehabilitationsmaßnahmen, während Nekropsiedaten unerlässlich sind, um die Ursachen der Sterblichkeit zu verstehen und zu bekämpfen.
„Bei Workshops wie diesem geht es nicht nur darum, einzelne Tiere zu retten, sondern die Zukunft einer Art zu sichern“, sagt Dr. Jenny Meegan. „Aus unserer Sicht ist dies eine Gelegenheit, globales Fachwissen mit lokalen Gegebenheiten zu verbinden. Kooperationen wie diese ermöglichen es uns, fortschrittliche veterinärmedizinische Techniken und Rehabilitationsprotokolle, die auf internationaler Ebene entwickelt wurden, zu teilen und sicherzustellen, dass dieses Wissen denjenigen zur Verfügung steht, die es am dringendsten benötigen. Der Schutz des Franciscana-Delfins ist eine globale Aufgabe und jede Anstrengung, egal von wem sie kommt, trägt zum Überleben dieser Art bei. Die NMMF hat durch die Zusammenarbeit mit Schutzteams in anderen Ländern viel gelernt und es ist uns eine Ehre, die unglaubliche Arbeit, die hier in Brasilien geleistet wird, zu unterstützen.
Dr. Aricia Benvenuto betonte die lokale Perspektive: „In Brasilien ist der Franciscana-Delfin ein wichtiger Teil unserer marinen Biodiversität und sein bedrohter Status ist ein Aufruf zum Handeln für uns alle. Dieser Workshop ist von entscheidender Bedeutung, da er lokalen Fachleuten die Werkzeuge und das Wissen vermittelt, die sie benötigen, um effektiv auf Strandungen zu reagieren und sinnvolle Sektionen durchzuführen. Die Stärkung der brasilianischen Kapazitäten zur Rettung und zum Schutz von Meeressäugern ist entscheidend für das Überleben dieser Art. Als jemand, der direkt mit den Meeresökosystemen arbeitet, in denen diese Delfine leben, sehe ich die dringende Notwendigkeit für gemeinsame Anstrengungen wie diese. Gemeinsam können wir sicherstellen, dass der Schutz nicht nur ein Konzept bleibt, sondern in den Regionen, in denen er am dringendsten benötigt wird, in die Tat umgesetzt wird.
Warum dieser Workshop wichtig ist:
Das Engagement der Allianz für die Erhaltung des Franciscana-Delfins hängt von einem vielschichtigen Ansatz ab und dieser Workshop ist ein Beispiel für ihre Ziele:
- Verbesserung des Rehabilitationserfolgs: Durch die Schulung werden die Teilnehmer in die Lage versetzt, gestrandete Delfine fachgerecht zu versorgen und so ihre Überlebenschancen zu erhöhen.
- Fundierte Erhaltungsstrategien: Standardisierte Nekropsien liefern wichtige Daten zur Bekämpfung anthropogener Bedrohungen, von Fischereipraktiken bis hin zu Umweltgiften.
- Globale Zusammenarbeit: Der Workshop unterstreicht das Engagement der Allianz für den grenzüberschreitenden Wissensaustausch und die Förderung der internationalen Zusammenarbeit zur Rettung von Arten.
Über die Allianz
Die AFCR3 wurde 2019 gegründet und hat das Ziel, bei Lebendstrandungen zu helfen, wichtige Ausrüstung und Fachwissen bereitzustellen und Naturschützer durch Schulungen zu stärken. Die Gründungsmitglieder YAQU PACHA und der Tiergarten Nürnberg koordinieren die Aktivitäten der Allianz mit anderen Institutionen und treiben die Mission zum Schutz der Franciscana voran. Viele Nichtregierungsorganisationen und Universitäten aus Südamerika, wie Fundación Mundo Marino & Aquarium (Argentinien), Karumbé & RENACE (Uruguay), Univ. of São Paulo, Biopesca, Univ. do Estado de Santa Catarina, Univ. Federal do Paraná, CRAM, R3, Aiuká, UNIVILLE, Inst. Gremar und Inst. Argonauta (alle aus Brasilien), sind aktive Mitglieder dieser Allianz. Darüber hinaus unterstützen Organisationen wie die National Marine Mammal Foundation (NMMF) und Dolphin Quest aus den USA sowie L’Oceanogràfic, der Tiergarten Nürnberg, YAQU PACHA und ZOOMARINE – Algarve aus Europa diese Initiative entscheidend. Diese vielfältige Koalition unterstreicht die Bedeutung der globalen Zusammenarbeit bei der Sicherung der Zukunft des Franciscana-Delfins.
Dr. Lorenzo von Fersen, Vorsitzender von YAQU PACHA, betonte das langjährige Engagement der Organisation: „YAQU PACHA konzentriert sich seit fast 26 Jahren auf den Schutz des Franciscana-Delfins. Eines unserer Hauptziele ist es, die Kapazitäten lokaler Experten und Institutionen zu stärken und sicherzustellen, dass sie mit den erforderlichen Instrumenten und Kenntnissen zum Schutz dieser bemerkenswerten Art ausgestattet sind. Zusammenarbeit und Bildung stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit, und dieser Workshop ist ein Beweis für diese Werte.
Der Erfolg des Workshops wurde maßgeblich vom Instituto Argonauta unterstützt, dessen Team außergewöhnliche logistische und technische Hilfe leistete. Ihr Engagement für den Meeresschutz und ihre praktische Erfahrung im Umgang mit gestrandeten Meeressäugern machten sie zu einem unschätzbaren Partner bei dieser Veranstaltung.
Dieser Workshop ist ein entscheidender Schritt, um eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis zu schlagen und die Zukunft einer der am stärksten bedrohten Delfinarten der Welt zu sichern.